Donnerstag, 7. Mai 2015

Termine und Pünktlichkeit - eine vergessene Tugend?

Kennen Sie das auch: Sie verabreden einen Termin und sie warten, weil Ihr Terminpartner nicht pünktlich ist, oder schlimmer noch: gar nicht erscheint? Sowas ist ärgerlich! Und manchmal auch teuer!

Wir haben in der Praxis von Anfang an Terminsprechzeiten eingeführt, denn wir kennen aus der Humanmedizin ja selbst das lange und meist unnötige Warten in überfüllten Wartezimmern. Da sind zwei bis drei Stunden keine Seltenheit bei offener Sprechstunde. Für mich ein Zeichen von schlechtem bis nicht vorhandenem Zeitmanagement. Außerdem kann ich mich selbst noch an viele Stunden im Wartezimmer unseres damaligen Tierarztes erinnern, als ich selbst eben noch kein Tierarzt war. Schlimm ist da nicht nur die verschwendete Zeit, sondern auch die Verlängerung des Ungemachs für die tierischen Patienten: Welcher Hund sitzt schon gerne länger still herum, besonders wenn ihm die ganze Situation eh schon unheimlich ist. Was glauben Sie, wie sich eine Katze, die in ihrer Box eingesperrt sitzt, fühlt, wenn sie dann noch stundenlang von Hunden beobachtet oder gar angekläfft wird? Auch Kaninchen sind im Wartezimmer zusammen mit den beängstigenden Gerüchen ihrer Erzfeinde Hund und Katze nicht gerade entspannt. All das war seinerzeit Grund genug für unsere Entscheidung für Terminsprechzeiten.
Unsere Hundeecke

Das heißt natürlich nicht, dass man tage- oder gar wochenlang im Voraus planen muss. Viele unserer Termine werden kurzfristig innerhalb eines Tages oder auch innerhalb der laufenden Sprechzeit ausgemacht. Und auch Notfälle werden immer je nach Fall akut eingeschoben. Wenn sich so mal Termine verschieben, ist das meist noch vertretbar und wir bemühen uns auch, notfalls Folgetermine zum Impfen oder Kontrollen zu verschieben, damit keine zu lange Warterei für unsere Tierpatienten entsteht.

Ansonsten versuchen wir, die Wartezeit möglichst angenehm zu gestalten. Es stehen Leckerlie und Wassernäpfe für die Hunde bereit. Es gibt die Möglichkeit, besonders ängstliche Katzen evtl. im Nebenraum abzustellen. Besitzer können auf Wunsch gerne eine Tasse Kaffee, Tee oder ein Glas Wasser bekommen. Es gibt ein WC, sogar mit Wickeltisch, und im Wartezimmer gibt es eine kleine Kinderecke. Es liegt reichlich tierische Lektüre aus. Seit Neuestem haben wir auch einen Monitor, der tonlos und unaufdringlich sachliche Informationen zu Tiererkrankungen und Diagnostik sowie Behandlung anbietet. Soviel zu unserem Service!
Kinderecke, Wassernäpfe, Kaffeemaschine und TV-VET

Das Ganze steht und fällt aber mit der Kooperation der Tierbesitzer. Leider gibt es immer wieder Besitzer, die eben nicht vorher anrufen, sondern direkt in die Praxis fahren. Bei akuten Problemen müssen diese Patienten dann sofort eingeschoben werden, und so kann schon mal eine komplette Sprechstunde aus dem Ruder laufen. Ärgerlich für diejenigen, die ordentlich einen Termin vereinbart haben. Und ein Drahtseilakt für uns, da wir versuchen müssen, ALLEN gerecht zu werden. Daher die Bitte: melden Sie alle Besuche vorher an. Ich gehe davon aus, dass dies in allen Praxen von allen Kollegen ebenfalls gerne gesehen wird :-)

Ein für uns noch viel ärgerlicheres Problem sind diejenigen, die einen Termin platzen lassen, die einfach nicht kommen, oder verspätet. Da entstehen uns Leerzeiten, die ja teuer bezahlt werden müssen (Stichwort Personalkosten), denn nicht immer lässt sich in der Zeit Papierkram aufarbeiten, oder mal ein Regal abstauben. Ärgerlich wird es besonders, wenn der Patient dann doch noch verspätet auftaucht und zwischen die späteren Termine eingeschoben werden muss, die Folgetermine sind i.d.R. ja schon vergeben. Da passiert es dann meist, dass wir Überstunden anhängen müssen. Ja richtig, die muss das Personal ja auch bezahlt bekommen!

Der Grund, weshalb ich Ihnen heute davon berichte, ist der, dass wir in der letzten Zeit ganz besonders viele solcher Fälle verzeichnen mussten. Und das zieht sich durch alle Praxisbelange: Sei es der OP-Termin von 1 1/2 Stunden, der nicht abgesagt wird; die seit drei Wochen vereinbarte Kastration für 9:00 Uhr, deren Besitzer dann um 9:30 Uhr anruft, dass er es sich anders überlegt hat; der 45-Minuten-Termin für zwei Tiere mit Ultraschall und verschiedenen Erkrankungen, der gar nicht auftaucht; der superdringende Notfall, der sofort in eine Lücke eingeschoben werden könnte, aber dann erst nach 90 Minuten(!!!) - wohlgemerkt aus dem Nachbarort - auftaucht und die ganze Sprechstunde sprengt; der 9:00 Uhr Impf-Termin, der um 10:00 Uhr erscheint, wenn wir bereits mit dem nächsten Patienten im OP sind, und der sich wundert, dass er jetzt eine Stunde warten muss, bis wir halt mit der OP fertig sind. Ich kann ja schlecht den Hund mit offenem Bauch auf dem Tisch liegen lassen, damit Fifi "nur mal schnell seine Spritze" bekommt. Das ist übrigens ein oft gehörter Satz von den Terminlosen ... nur gehört zu jeder Spritze auch eine Untersuchung, und eine - wenn auch vielleicht kurze - Beratung dazu. Das dauert halt auch i.d.R. 10 bis 20 Minuten, und sie vermuten richtig, ich habe genau einen Kopf und zwei Hände, bin also gezwungen, alles nacheinander zu erledigen :-), jeder Folgetermin verschiebt sich dann vorneweg um genau diese 10 bis 20 Minuten.

Schlecht für die Terminplanung sind auch die Besitzer, die zur Impfung des einen Tieres mit zweien erscheinen und den Worten "ich habe mal noch die Mimi mitgebracht, die ist heute nicht so fit", das sind dann meist nicht nur 10-15 Minuten Mehraufwand, sondern auch mal mit weiterführender Diagnostik eine gute Stunde. Auch berücksichtigen manche nicht, dass wir je nach Vorbericht die Zeiten kalkulieren. Zum Krallen schneiden oder Analbeutel entleeren sind das 5 min. Wenn dann plötzlich, "wo wir schonmal da sind" noch eine komplette Untersuchung gemacht werden soll, oder der Besitzer schon immer mal wissen wollte, was die Für und Wider einer Kastration sind, oder zur 15 Minuten-Impfung eine 2-seitige Liste mit Fragen zur Haltung, Ernährung, Erziehung u.v.m. ausgepackt wird, ist das nicht günstig für den Verlauf der Sprechstunde. Es empfiehlt sich halt, sowas vorher anzukündigen. Wir beraten Sie gerne, aber genau das kostet Zeit - Zeit, die eingeplant werden muss.

Was uns in der letzten Zeit besonders erschüttert hat, waren allerdings nicht mal Patientenbesitzer. Ein Praktikant hatte sich für drei Wochen Schulpraktikum angemeldet. Am Montag sollte es losgehen, der Praktikant erschien nicht und hatte auch nicht abgesagt. Das ist schade, denn da wir nur je einen Praktikanten gleichzeitig annehmen können, müssen wir auch häufig Interessenten absagen. Ganz blöde war es dieses Jahr am "Boy's Day". Da hatten wir schon seit dem Winter unsere sechs Plätze vergeben und bereits eine Liste für 2016 begonnen. Und dann erkrankt ein Junge ... gut, das soll vorkommen, und ist auch völlig ok, aber dass ein weiterer Junge einfach nicht auftaucht, das ist sehr ärgerlich und äußerst unsozial, den anderen Jungs gegenüber. Plätze in Tierarztpraxen sind nunmal sehr begehrt. Es nehmen auch nur wenige Kollegen am "Boy's Day" teil und da er bundesweit an nur einem Tag stattfindet, können Sie sich sicher vorstellen, wie überlaufen wir sind. Immerhin: die vier Jungs, die da waren, waren eifrig dabei! Auf dem Bild sieht man sie die Zahnstation erkunden und die Politur der Fingernägel funktioniert genau so wie die so wichtige Politur der Zähne nach einer Zahnsteinentfernung. Die Jungs waren beeindruckt, wie glatt ihr polierter Nagel hinterher war im Vergleich zu den unpolierten.
beim Boy's Day 2015
Der absolute Hammer aber war eine junge Dame, die sich um den von uns ausgeschriebenen Ausbildungsplatz zur Tiermedizinischen Fachangestellten beworben hatte. Sie erschien zum Vorstellungsgespräch - alles top, wir vereinbarten ein Schnupperarbeiten - alles super, auch die Rückmeldungen ihrerseits waren sehr enthusiastisch. Nach Ablauf anderer Gespräche rufe ich die junge Dame an und sage ihr telefonisch den Ausbildungsplatz zu, sie freut sich sehr und ich schicke Ihr vorab schonmal eine Kopie des Ausbildungsvertrages zu (ein Formvertrag der Tierärztekammer Hessen) und bitte darum, mich zurückzurufen, um einen Termin für die Unterschrift auszumachen. Ja, sie freue sich sehr! Und das war's!!! Sie hat sich nie wieder gemeldet!!! Was sind das für Umgangsformen? Kann man nicht mal zum Telefon greifen und absagen? Klar hat ein Bewerber mehrere Eisen im Feuer, aber ein Einzeiler per Mail hätte jetzt sicher nicht wehgetan. Wir hatten zum Glück noch nicht allen unseren Bewerbern abgesagt und konnten so die Stelle dann doch noch glücklich besetzen. Der Vertrag ist gerade unterzeichnet und heute gehen dann von uns die Absagen an die restlichen Bewerber, die noch in der engeren Wahl waren, mit der Post raus.

Witzig ist, dass mein Mann mir zeitgleich von einem ähnlichen Hammer berichtete. Er ist in seiner Firma als Ersthelfer gemeldet und muss so regelmäßig den Kurs für Ersthelfer auffrischen. Das stand nun wieder an. Also wird der Termin im Arbeitsplan entsprechend eingeplant und alle Ersthelfer der Firma finden sich Montag früh zu dem ganztägigen Kurs im Tagungsraum ein. Wer nicht erscheint, ist der Seminarleiter. Erst nach Rücksprache der von der Firma beschäftigten Krankenschwester, die den Kurs organisiert hat, erhielt sie die Auskunft, dass dem externen Referenten "was dazwischen gekommen" sei. Da ist man sprachlos! Termine und Pünktlichkeit ... ist das denn inzwischen eine gänzlich vergessene Tugend? Darf man heute so mit der Arbeits- oder Freizeit anderer umspringen?

Geht es Ihnen eigentlich genauso? Oder sind wir da ein Einzelfall? Vielleicht mögen Sie mir ja von Ihren Erfahrungen berichten. Nur zu ...

Mittwoch, 21. Januar 2015

Mein Hund hat Krebs und jetzt?


Tja, auch ein Tierarzthund ist leider nicht davor gefeit, krank zu werden, und auch die richtig ernsten Krankheiten machen nicht halt vor der Praxistür: Mein Hund hat Krebs, genauer gesagt ein sog. "multizentrisches Lymphom". Was ist das, fragen Sie sich jetzt sicher? Nun, das ist vereinfacht ausgedrückt eine Krebserkrankung der Lymphknoten. Die weißen Blutkörperchen in den Lymphknoten entarten und vermehren sich unwillkürlich. Multizentrisch heisst es deshalb, weil die Erkrankung das gesamte Lymphknotensystem betrifft, obwohl oft erstmal nur ein einzelner Lymphknoten vergrößert erscheint. Lymphknoten gibt es fast überall im Körper, am Hals, im Hals, an der Lunge, am Darm, zwischen Muskelbäuchen etc. Und weiteres Lymphgewebe im Rachen, im Darm uvm. Das Lymphom ist sehr ernst, denn wenn es nicht schnellstens mit einer effektiven Chemotherapie behandelt wird, hat der Hundepatient nur noch durchschnittlich (tja, es ist wie so häufig alles eine Frage von Statistik) 4 Wochen zu leben, bis der Krebs ihn so geschwächt hat, oder die Atmung, Verdauung o.Ä. behindert, dass er eingeschläfert werden muss. Es gilt also, schnellstens zu handeln.

Bei unserem "Jockel" ist die Erkrankung hochwahrscheinlich ein familiäres Problem, denn einer seiner Brüder ist im letzten Jahr an derselben Erkrankung gestorben. Aus diesem Grund habe ich Jockels Lymphknoten auch seither alle 2 Wochen durchgetastet, um Veränderungen möglichst früh zu bemerken, was sich jetzt als richtig erwiesen hat.

Aber wie kam es zu der Diagnose:
Letzten Montag habe ich beim Baden links am Hals (ungefähr da, wo der Kehlkopf sitzt) eine Zubildung gefühlt. Gleich war ich alarmiert und am nächsten Morgen haben wir die Zubildung mit Ultraschall untersucht und eine kleine Zellprobe daraus entnommen, das nennt man eine "Feinnadelaspiration" bei vielen Zubildungen kann der Zytologe aus diesen wenigen Zellen, die man mit einer feinen Kanüle aus der Zubildung herauszieht (was übrigens ohne Narkose geht) sagen, um welche Art von Wucherung es sich handelt. So auch hier - am Mittwoch war der Befund schwarz auf weiß da: Lymphom!

So harmlos sieht ein lebensgefährlicher Tumor aus
Sofort habe ich bei den ehemaligen Kollegen in der Inneren Abteilung der Klinik für Kleintiere einen Termin gemacht und bis dahin schonmal eine eingehende Blutuntersuchung durchgeführt. Dabei geht es darum, herauszufinden, inwieweit innere Organe bereits durch den Krebs befallen sind. Es kommt zum Beispiel häufiger vor, dass die Blutbildung im Knochenmark beeinträchtigt ist, aber auch Organschäden in Leber, Niere etc. sind möglich. Da bei Jockel in den letzten Tagen auch ein etwas stärkerer Durst aufgefallen war, haben wir auch den Urin untersucht und weitere Tests im Blut durchgeführt. So einen stärkeren Durst nennt man Polydipsie/Polyurie (mehr Trinken/mehr Urin) und das ist generell ein absolutes Alarmzeichen. Es kann Hinweis sein auf Diabetes, auf Hormonerkrankungen (z.B. Morbus Cushing), auf Hyperkalzämie (Begleitphänomen bei manchen Krebserkrankungen), Entzündungen im Körper uvm. Erfreulicherweise sind dort keine weiteren Auffälligkeiten zu bemerken gewesen.

Dem kleinen Kerl geht es indes gut, er wirkt völlig normal wie immer. Als Besitzer steht man aber da und ist wie vor den Kopf geschlagen. Krebs kommt mir immer wieder vor wie ein Meteoriteneinschlag. Eben war noch alles in Ordnung und von einem Moment zum nächsten ist alles Chaos und Trauer. Auch in meiner Familie waren wir alle unglaublich traurig, denn unser Jockelchen ist doch erst 9 Jahre alt und bei Westies kann man schon von einer höheren Lebenserwartung ausgehen. Doch was hilft alles Jammern - jetzt ist ein kühler Kopf gefragt. "Kopf in den Sand stecken" gilt nicht.

Am Freitag hatte ich meinen Termin bei der für onkologische (Krebs-) Patienten zuständigen Kollegin in der Uni Giessen. Den Ausflug nach Giessen fand unser kleiner Liebling ganz toll, im Wartezimmer hat er zwei neue Hundefreunde kennengelernt, das ganze Gelände duftete ganz toll - er musste alle 3 Meter das Beinchen heben - und auch die beiden Kolleginnnen, die sich um ihn kümmerten, fand er gleich voll sympathisch. In der Klinik wurde Jockel nochmal gründlich untersucht, auch die Kollegin konnte keine weiteren Probleme aufdecken, die Urin- und Blutuntersuchungen wurden geprüft und dann haben wir die Möglichkeiten einer Chemotherapie durchgesprochen.

In der Praxis haben wir schon gelegentlich Patienten, die entweder an der Uni Giessen oder in der privaten Tierklinik in Hofheim Chemotherapien erhalten. Wir sind es durchaus gewohnt, die immer vorher notwendigen Blutbildtests vorzunehmen und Kontrolluntersuchungen  vorzunehmen. Die eigentliche Chemotherapie überlassen wir dabei allerdings den Spezialisten, denn Krebs hat ganz unterschiedliche Erscheinungen und genauso unterschiedlich sind die Möglichkeiten (OP, Bestrahlung, verschiedenste Medikamente im Rahmen von Chemotherapien). Da ist viel Erfahrung und eine Menge spezielles Know-How erforderlich, um für jeden Patienten die richtige Therapie zu empfehlen.


Da war noch alles ok
So konnte es dann gleich losgehen. Jockel bekam über einen Venenkatheter das erste Medikament direkt in die Blutbahn und gleich ein zweites unter die Haut gespritzt. Außerdem bekommt er noch täglich Kortison-Tabletten und einen Magenschutz. Oh Gott, eine Chemotherapie, der arme Hund, denken Sie jetzt vielleicht. Da leidet er ja unnötig. Das stimmt so natürlich nicht. Niemals würde ich meinem Hund unnötige Leiden zufügen. Natürlich können Chemotherapiemedikamente auch Nebenwirkungen haben. Zumeist vertragen Hunde eine Chemotherapie aber dtl. besser als wir Menschen. Jockel bekommt eine sog. modifizierte Chemotherapie nach dem "Madison-Wisconsin-Protokoll". Das ist eine Kombination mehrerer verschiedener Wirkstoffe. Die Kur wird voraussichtlich 25 Wochen dauern und wir hoffen jetzt, dass er alles gut verträgt und die Chemo gut anschlägt. In den ersten Tagen nach der ersten Chemo ging es ihm jedenfalls supergut, und man fühlt auch schon, dass der "Monster-Lymphknoten" sich zurückbildet. Natürlich kann es immer noch sein, dass er ein Medikament nicht verträgt und wir die Chemo abbrechen müssen, aber einen Versuch ist es allemal wert. Unter Therapie liegt die mittl. Überlebenszeit (bei GUTEM Allgemeinbefinden) nämlich bei 1 Jahr, rel. häufig sogar bei 2 Jahren und in Einzelfällen sogar bei bis zu 4 Jahren. Wenn das kein lohnendes Ziel ist! Eine Garantie kann einem natürlich niemand geben.

Eine harmlose Nebenwirkung der Chemotherapie, und zwar genauer gesagt des in der Kombination enthalten Cortisons, haben wir dann aber doch schon bemerkt. Am Samstag Abend saß die Familie vor dem Fernseher und hat einen Film auf DVD geschaut. Jockel lag neben mir auf dem Sofa und war auf der Seite liegend eingeschlafen, während ich seinen Bauch kraulte. Auf einmal wurde es merkwürdig warm und nass an meinem linken Oberschenkel. Tja, da hatte er im Schlaf den Urin einfach laufen lassen. Cortison macht nämlich einen ungeheuren Durst und da ist die Blase im Null-Komma-Nix prallvoll, entsprechend muss der Patient sehr viel häufiger mal raus. Wäre auch nicht so wild, wenn er nicht so tief und entspannt geschlafen hätte ;-) In all dem Unglück Grund genug für uns alle, mal herzhaft zu lachen, geschimpft hat natürlich keiner, er konnte ja nichts dafür. Zum Glück ist das Sofa ein Ledersofa, und so war der Schaden schnell behoben. Ich habe mich umgezogen und der Hund sich im Hof nochmal entleert, und dann konnten wir weiterschauen.

Und das ist auch genau das war wir jetzt tun werden: schauen wir mal, wie er die Therapie verträgt und hoffen wir das Beste für ihn. Ich halte Sie auf dem Laufenden.

Mai 2015 - Aktuelle Info - wie geht es?  

Inzwischen läuft die Chemotherapie seit 17 Wochen und ich kann folgendes berichten: Erstmal die Antwort auf die Frage "Wie geht es Ihrem Hund?" nämlich das, was mich die Meisten fragen: "SEHR GUT, ist die Antwort!"

Zur Verträglichkeit kann ich erzählen, dass er in den allerersten Wochen an den ersten Tagen nach der Chemo etwas müder war, und auch zweimal brechen musste, das war aber mit einem Anti-Brechmittel gut zu kontrollieren und er hat auch weiter gefressen. Als Nebeneffekt der Chemo hatte er durch die Suppression (Hemmung der Aktivität) des Knochenmarks in den ersten Wochen eine leichte Blutarmut und es kam auch zum Absinken der Entzündungszellen. Seine neutrophilen Entzündungszellen waren aber glücklicherweise immer im Normbereich, wenn auch im unteren. Wenn die zu stark sinken (sog. Neutropenie) ist das Immunsystem nämlich zu stark geschwächt und der Patient wäre für jegliche Infektion zu anfällig, daher muss dann die Therapie unterbrochen werden, bis die Werte wieder in einem akzeptablen Bereich liegen, was sich dann negativ auf den Behandlungserfolg auswirken kann. Seit vielen Wochen aber sind die Anfangsprobleme nun vorüber und er verträgt alles super! Man merkt ihm nun gar nichts mehr an und auch die 1100 Gramm Gewichtsverlust vom Anfang hat er lange wieder aufgeholt.


Die erkrankten Lymphknoten haben sich unter der Behandlung völlig zurückgebildet und wir sind jetzt berechtigt guter Hoffnung, dass das lange Zeit auch so bleiben wird.  Das ist übrigens leider nicht immer der Fall. Ein Patient der mit uns zusammen die Behandlung angefangen hat musste bereits mehrmals pausieren, weil seine neutrophilen Entzündungszellen zu niedrig waren und er hat auch nur eine unvollständige Rückbildung der Lymphknoten erreicht. Das Allgemeinbefinden des Patienten ist aber auch sehr gut und inzwischen verträgt sein Immunsystem die Medikamente nun auch besser, so dass die Behandlung nun wieder "nach Plan" erfolgen kann. Bei nur vier Wochen durchschnittlicher Lebenswerwartung nach Diagnose ohne Behandlung, sind wir jedenfalls beide schon gut im Plus - wir haben schon drei ganze Monate gewonnen! Auch die Besitzer des anderen Patienten werten die Behandlung als lohnend, wenn sie auch leider sehr teuer ist.

Eine kleine Nebenwirkung ist aber doch noch zu bemerken: der Bart ist ab, unser Hund hat einen völlig neuen Look, denn er hat Haarausfall! Westies gehören ja zu den Rassen, deren Fell ständig wächst und daher ja auch regelmäßig geschoren oder getrimmt wird. Bei vielen Hunderassen ist das Haar ja immer gleichbleibend lang! Diese haben auch kaum Probleme mit Chemotherapie bedingtem Haarausfall, deren Fell wird nur insgesamt etwas schütterer, und langer Behang z.B. am Schwanz wird kürzer. Bei Jockel aber ist nun besonders am Kopf und Hals, an den Beinen und am Schwanz das lange Fell komplett aufgefallen und er trägt jetzt eine sommerliche Kurzhaarfrisur. Dadurch hat sich der Gesichtsausdruck völlig verändert, er schaut jetzt aus wie ein Mini-Schäferhund. Das war für die ganze Familie schon etwas gewöhnungsbedürftig. Und neu war auch, dass er jetzt überhaupt haart, was diese Rasse normalerweise ja auch so gar nicht tut, also nach dem Kuscheln Klamotten enthaaren, Sofa absaugen ..., aber das st natürlich völlig nebensächlich, denn unser Liebling lebt und das sehr fröhlich. Das Ganze hängt übrigens daran, dass das Haar in der Wachtumsphase (sog. telogene Phase) sensibel auf Chemotherapiemedikamente reagiert und eben ausfällt (sog. telogenes Effluvium), das kennen wir ja von menschlichen Chemotherapien.
So sah er im Januar 2015 aus ...

... und so im Mai 2015! Neuer Look - der Bart ist ab!
Jetzt geht die Therapie erstmal noch bis zur Woche 25 und dann ist Pause angesagt. Weitere Infos folgen...

Dienstag, 7. Oktober 2014

Zecke entfernt und nun? Wie werde ich das Biest sicher los?

Vorletztes Wochenende haben meine Kollegin und ich einen Erste-Hilfe-Kurs für Hunde für die hiesige Hundeschule gehalten. Dabei ging es um die Theorie der ersten Hilfe, aber auch ganz viel um die praktische Anwendung von Hilfsmaßnahmen. So haben wir direkt am Hund allerlei Handgriffe geübt. Es ging u.a. um das Fühlen des Herzstoßes und des Pulses, um den Transport verletzter Hunde, um korrekt angelegte Pfotenverbände (WICHTIG! Nie die Polsterung vergessen!) und vieles, vieles mehr.

Natürlich durften die Teilnehmer des 2 1/2-stündigen Kurses auch Fragen stellen, und eine davon brachte uns dann zum Schmunzeln:

Altar der Kirche in Berstadt mit Altarkerzen
Eine Dame, die zufällig Pfarrerin in unserem Nachbarort ist, fragte nämlich, wie sie eine entfernte Zecke denn nun am sichersten abtöten und entsorgen könne. Ein  anderer Teilnehmer antwortete gleich: mit dem Feuerzeug abbrennen. Darauf erklärte die Dame, sie rauche ja nicht und habe folglich auch kein Feuerzeug bei sich. Ich schlug dann scherzhaft vor, die Zecke mit in die Kirche zu nehmen und diese direkt an der Osterkerze zu verbrennen. Sozusagen unter oberster Aufsicht. Die Vorstellung der praktischen Umsetzung dieser Art der "feierlichen Kremierung" brachte uns dann doch zum Lachen.

Zuhause ist mir dann aber aufgefallen, dass die Osterkerze vielleicht doch nicht so ideal ist, immerhin feiern wir Christen an Ostern ja die Auferstehung unseres Heilands. Wir wollen also lieber nicht riskieren, dass diese mächtigste aller Altarkerzen ihren Geist auf die Zecke überträgt und das Biest am Ende auch noch wiederaufersteht :-)


ACHTUNG: dies ist keineswegs blasphemisch gemeint, ganz im Gegenteil! Wer mich kennt, weiß, dass ich zwar für einen lockeren, unverkrampften Umgang mit Glauben eintrete, aber dennoch in der evangelischen Kirche tief verwurzelt bin.

Nun aber Scherz beiseite: ich schulde noch eine korrekte Antwort. Es gab vor einiger Zeit einmal einen wissenschaftlichen Zeckenhärtetest, nachzulesen auf der Homepage der Firma Baxter. Baxter ist Hersteller der FSME-Schutzimpfung für Menschen und betreibt eine ausführliche Homepage zum Thema Zecken, wo man alles über die Biologie, die übertragbaren Krankheiten, die Prophylaxe, die sichere Entfernung und eben auch die Entsorgung der 8-beinigen Quälgeister nachlesen kann. Dort findet sich eine Auflistung sicherer Entsorgungsmethoden: "Am wirkungsvollsten erwies sich im Zeckenhärtetest das Zerdrücken von Zecken mit einem festen Gegenstand, z.B. einem Glas. Dazu sollten die Zecken in einem zusammengefalteten Papier eingeklappt werden. Danach wird ein Wasserglas mit Druck über das Papier gezogen. Die Methode erwies sich im Test sowohl für erwachsene Zecken als auch für Nymphen als geeignet. Ebenfalls erfolgreich war das Töten in 40 %igem Alkohol, Chlorreiniger und Sagrotan. Als ungeeignet erwiesen sich das Zertreten mit dem Schuhabsatz oder das Zerquetschen mit dem Fingernagel. Auch vom Herunterspülen der Zecke in der Toilette sollte abgesehen werden,  denn wie ein Zeckenhärtetest gezeigt hat, überleben Zecken eine geraume Zeit in Wasser."  


Die Tests umfassten übrigens auch die Frage, ob Zecken in der Waschmaschine oder im Trockner überleben, wenn sie denn an der Kleidung haften. Da überlebten fast alle Zecken bei 40°, aber schon bei 60° starben 100% der Zecken aller Stadien (Adulte, Nympen und Larven) ab. Eine andere Frage, der man nachging, war, wie lange Zecken in der Wohnung überleben können. Zecken brauchen eine recht hohe Luftfeuchtigkeit, um zu überleben, aber selbst bei nur 55% relativer Luftfeuchte (ungefähr normale Feuchte einer Wohnung) konnten ungesogene (also nüchterne und hungrige) Zecken bis zu 10 Tage (!) überleben. Das ist ganz schön lang! Satte Zecken, also diejenigen, die vielleicht vorher am Hund gesessen hatten und sich dann vollgesogen fallen ließen, z.T. sogar noch länger.

Besetzt! Kind liegt im Katzenkörbchen
Versteckspielen in der Hundehütte















Also sollte man gewaltig vorsichtig sein, wenn der Hund oder die Katze Zecken einschleppt und dann vielleicht gerade Kleinkinder auf dem Boden krabbeln oder größere Kinder mit den Tieren oder den Liegeplätzchen der Tiere spielen, wie hier auf dem Foto mein Sohnemann in der Hundehütte der Nachbarn!!! Fragen Sie also bei Ihrem Tierarzt nach wirklich sicherem Zeckenschutz für Ihre Vierbeiner, um nicht nur Fifi und Miezi, sondern auch sich und Ihre Familie zu schützen! Und glauben Sie mir, mit ein bißchen Teebaumöl oder Knoblauchtabs aus dem Futterhaus ist es da definitiv nicht getan!





In der Praxis handhabe ich die Abtötung gezogener Zecken übrigens so, dass ich entfernte Zecken in ein Glas oder Plastikröhrchen lege und mit der hochprozentigen alkoholischen Tischdesinfektion einsprühe. Nach etwa einer Stunde entsorge ich sie dann mit dem Hausmüll. Das muss übrigens nicht unbedingt mitsamt dem Röhrchen sein, wie hier im Bild!


Sonntag, 5. Oktober 2014

Haustiere im Seniorenheim

Gerade erhielt ich eine WhatsApp von einer Freundin, deren Vater nun in ein Pflegeheim einziehen wird. Die Nachricht erhielt ich, weil sie für die beiden Wellensittiche Ihres Vaters ein neues Zuhause sucht. Sie selbst hat Hunde und Katzen, das harmoniert aus leicht einsichtigen Gründen leider nicht so richtig; zumal einer der Hunde ein Terrier ist :-)

Da war ich erstmal etwas erstaunt und wollte Näheres wissen. Daraufhin schrieb sie noch, dass die Heimleitung die Mitnahme der Vögelchen ausdrücklich abgelehnt habe. Da war ich dann echt baff! Wir reden ja immerhin "nur" von einem Pärchen kleiner, pflegeleichter Piepmätze und nicht von einem Rudel Hunde.

Wie kann denn heute noch so etwas sein? Es sollte sich doch wohl inzwischen auch in der hintersten Provinz in der Altenpflege herumgesprochen haben, dass Haustiere den Senioren viel Freude bereiten und sie mit den Tieren innige soziale Kontakte pflegen, die ihnen sonst ja leider so oft fehlen. Auch die kognitiven Fähigkeiten der Senioren mit Haustieren sind viel weniger dem Verfall preisgegeben, als die von vergleichbaren Senioren ohne Haustiere. Nicht umsonst hat eine andere Freundin von mir, die in der Demenzpflege arbeitet, ihre beiden Hunde zu Therapiehunden ausgebildet und nimmt sie regelmäßig mit an ihre Arbeitsstelle. Dort leisten sie unglaublich wertvolle Arbeit. Viele ältere Menschen blühen regelrecht auf in der Gegenwart der Hunde. Wussten Sie, dass sogar manche Menschen, die demenzbedingt gar nicht mehr ansprechbar sind, positive Reaktionen zeigen, wenn ihre Hand das Fell eines Hundes oder einer Katze berührt? Reaktionen, die kein Pfleger oder Angehöriger mehr so hervorrufen kann. Da vollzieht sich dann jedes Mal ein kleines Wunder: eine totgeglaubte Seele zeigt, dass sie noch lebt. Das kann man übrigens auch bei der Alzheimer-Gesellschaft nachlesen. Dort gibt es unter dem Punkt "Prävention, Diagnose und Therapie" ein .pdf zum Thema mit dem Titel "Tiere und demenzkranke Menschen - eine ganz besondere Beziehung". Dort liest man gleich in der Einleitung, dass Tiere "Welten öffnen" können in das "Anderland" der Demenzkranken. Auch das Kuratorium deutsche Altenhilfe setzt sich seit Jahren für die Mitarbeit von Tieren in der Altenpflege ein. Es gibt sogar einen "Berufsverband tiergestützte Therapie, Pädagogik und Fördermaßnahmen e.V.", der sich altersübergreifend mit dem Thema Tiere als Ko-Therapeuten befasst.

Doch zurück zu den Vögelchen. Gerade solche kleinen quirligen Kerlchen sind ideal für Senioren. Sie sind sehr pflegeleicht und äußerst unterhaltsam und kommunikativ. Und ein schreiender Wellensittich, der uns im Ohr dröhnt, dringt vielleicht auch bei einem schwerhörigen Menschen noch durch. Menschen brauchen Aufgaben. Wenn es mit den großen Aufgaben im Leben nicht mehr so klappt, dann kann so eine kleine Aufgabe, wie das tägliche Füttern und Wasser geben, einem älteren Menschen eine neue Aufgabe, und damit einen neuen Sinn im Leben geben. Diese Arbeit wird tausendfach entlohnt. Es gibt immer einen Ansprechpartner,  und es wird auch nie langweilig, die Tiere beim Spiel zu beobachten. Das einmal wöchentlich fällige Käfig sauber machen ist auch im Handumdrehen erledigt und kann evtl. auch von Angehörigen, die zu Besuch kommen, engagiertem Personal oder ehrenamtlichen Helfern übernommen werden, wenn der ältere Mensch das nicht mehr schafft. Mein Opa hatte übrigens bis ins hohe Alter Wellensittiche und das war schon eine ganz besondere Beziehung.

Ich weiß, dass Tiergegner jetzt gerne mit der Hygiene kommen. Na und? Wie wahrscheinlich ist es denn, dass die Vögelchen Salmonellen, Chlamydien oder sonstige Krankheitskeime auf die alten Menschen übertragen (wenn diese nicht gerade eine Chemotherapie mitmachen müssen), da ist jeder menschliche Besucher gefährlicher, da der sogar wirtsspezifische Erreger mitbringen kann. Tja, und wie wahrscheinlich ist es, dass Senioren im Seniorenheim vereinsamen und psychisch und neurologisch verfallen? Noch Fragen? Übrigens bekommen aus Gründen der Hygiene die Therapiehunde äußerst regelmäßig eine Wurmkur, und sie sind auch vollständig geimpft und dürfen auch nur dann mitkommen, wenn sie selbst augenscheinlich gesund sind.

Da fällt mit eine alte Geschichte, noch aus meinen Kliniktagen ein: damals hatten wir mehrfach einen niedlichen kleinen wuscheligen Mixhund auf Station, der Diabetiker war und leider immer wieder mit seinem Zucker entgleiste. Frauchen war ganz unglücklich, denn sie tat alles, was sie konnte, um den Hund mit Diät und Insulin einzustellen. Aber hier war die Senioren-Hund-Beziehung leider ein ernstes Problem, denn der kleine "Fifi" war der Liebling aller in dem Seniorenheim, in dem Frauchen arbeitete. Das war aufgrund unzähliger Leckerbissen aus vielen faltigen Händen für "Fifi" leider geradezu lebensgefährlich. Wir bekamen den Zucker erst in den Griff, als wir gemeinsam eine Idee entwickelten. Frauchen wog fortan einfach jeden Tag das Diätfutter für "Fifi" ab und tat es in eine besonders schöne Dose. Diese Dose bekam einen guten Standort und stand als "Schatz" den Senioren zur Verfügung. So bekam "Fifi" nur noch gesunde Kost und die Senioren konnten ihn weiter verwöhnen ;-)

Ich finde es im Zusammenhang "Alte Menschen und Haustiere" auch ganz schrecklich, wenn alte Menschen, die ihr Leben lang Tiere als Gefährten gehalten haben, nun plötzlich darauf verzichten sollen. Das ist für viele alte Menschen ein echter Schock, der das Einleben in der neuen und fremden Umgebung auch nicht gerade erleichtert. So ein alter Baum wird ohnehin nicht gerne verpflanzt, da ist jedes bißchen Routine wichtig! Ihrer tierischen Partner und ihrer pflegerischen Aufgabe beraubt, ist das für manch einen der Anfang der sozialen Isolation und des Dahindämmerns. Ich sage es jetzt mal ganz provokativ: "Da kann man sich auch gleich in  den Sarg legen und auf den Tod warten.". Ganz abgesehen davon, dass ich es auch nicht schön finde, wenn dann oft selbst alte Tiere krampfhaft und holter-di-polter vermittelt werden müssen, und das in meinen Augen ganz sinnlos.

Ich hoffe inständig, dass derlei Heimleiter, wie der aus dem o.g. Beispiel schnell umdenken und den Blick für das Wesentliche erlernen. Unsere Gesellschaft wird immer älter, und da sollten wir uns schon Gedanken darüber machen, wie wir mit älteren Mitbürgern umgehen wollen. Achtung wäre ein guter Weg! Achtung vor den Lebensmodellen der Senioren tut not. Und wenn dazu Haustiere gehören, dann sollten wir nicht stur ablehnen, sondern Wege suchen, das zu ermöglichen.

Und bis dahin: kann jemand von Ihnen zwei Wellensittiche brauchen? Bitte bei mir melden!

Montag, 28. Juli 2014

Das Haus, das Verrückte macht - VGO vs. Eltern

Seit einigen Tagen gibt es eine neue Baustelle, bei der ich und mein Mann uns als Mitglieder im Förderverein der Wölfersheimer Schulen engagieren: das absurde Verhalten der VGO, bestimmte Schulwege als "ungefährlich" einzustufen und die Fahrtkosten nicht mehr zu bezahlen:

Dazu habe ich einen Leserbrief an die WZ geschrieben:


Kennen Sie das "Haus, das Verrückte macht" aus dem Film "Asterix erobert Rom"? Ich habe es kennengelernt. Es gibt davon sogar gleich mehrere bei uns in der Wetterau.

Am Mittwoch, dem 23.07. hatte ich das Vergnügen, einer Kreistagssitzung beizuwohnen und am Freitag, dem 25.07. einer Verbandsversammlung des ZOV.

Hintergrund ist die inzwischen wohl hinlänglich bekannte (die WZ hatte bereits mehrere Artikel zum Thema) Schülerbeförderungsproblematik in unserem Kreis. Aber warum haben wir Eltern langsam das Gefühl, verrückt zu werden?

Das liegt daran, dass wir die gegenseitigen Schuldzuweisungen und Kompetenzstreitigkeiten nicht mehr nachvollziehen können. Da schwirren (für uns) eindeutige Begriffe wie "Rechts- und Fachaufsicht" (namentlich durch den Dezernenten Helmut Betschel-Pflügel), "Auffordern der VGO" (nämlich im übrigens einstimmigen Kreistagsbeschluss vom Mittwoch) und "weisungsbefugt" (das sei dann wieder der Kreisausschuss) durch den Raum.

Alles Begriffe, die für uns als juristische Laien doch recht deutlich und unmissverständlich klingen. Da hat jemand die "Aufsicht" über die VGO, der Kreistag "fordert" die Rücknahme der Bescheide und der Kreisausschuss ist zudem "weisungsbefugt". Da meint man, die VGO "müsse" nun die unsäglichen Bescheide aufheben.

Aber nein! Merkwürdigerweise passiert rein gar nichts! Am Freitag hörten wir, dass angeblich einmal ergangene Bescheide verwaltungsrechtlich nicht ohne Weiteres auf Eis zu legen oder gar aufzuheben seien. Stattdessen gehen die Schuldzuweisungen von einer Partei zur anderen munter weiter. Und die VGO beharrt weiter darauf, dass ihre Bescheide korrekt seien.

Schade nur, dass die Kreisausschusssitzungen nicht öffentlich und zudem geheim sind. Es gibt wohl nicht mal ein Protokoll, in dem man nachschauen könnte, wer, wann, was wusste und der Sache zugestimmt hat, oder auch nicht. Zumindest sitzen im Kreisausschuss alle großen Parteien und somit müssten eigentlich alle von den unsäglichen Bescheiden gewusst und diese mit auf den Weg gebracht haben?!? Oder interpretieren wir da zu viel hinein? Den Eltern ist das eigentlich auch ganz egal, es soll nur endlich gehandelt werden. Schlimm ist nämlich, dass die politisch Verantwortlichen die Kinder als Leidtragende buchstäblich im Regen, nein, im Winter dann wohl sogar im Schnee und auf Glatteis stehen lassen.

Sollte sich unter Ihnen, liebe Leser, ein Verwaltungsjurist befinden, der sein Wissen in den Dienst der guten Sache stellen möchte, kann er sich gerne bei mir oder der Kreiselternbeiratsvorsitzenden Karen Anschütz melden und etwas Klarheit in diese milchige Angelegenheit bringen. Gerne teilen wir das dann erworbene Fachwissen mit allen betroffenen Eltern im Kreis!

Sonntag, 15. Juni 2014

Weltmeister Tipp

Auch in diesem Jahr gibt es wieder eine Sommeraktion für unsere Tierbesitzer!

Jeder, der mit seinem Vierbeiner in den nächsten Wochen die Praxis besucht, wird sich vielleicht über die Fußbälle und Fahnen in der Praxis wundern.

Ja, auch wir sind im Fußballfieber! Gestern ist es bei mir ausgebrochen!

Die Schule meiner Kinder feiert dieses Jahr 50-jähriges Bestehen und da gibt es viele Jubiläums-Veranstaltungen. Eine davon war eben gestern ein tolles Fußball-Event. Eine Auslese aus Lehrern, Eltern und ehemaligen Schülern (Bedingung: alle mussten Ü35 sein) spielte gegen die Traditionsmannschaft der "Eintracht Frankfurt". Dort gab es auch einen dieser herrlich bunten WM-Bälle, den Brazuca. Tja, und da war es dann auch um mich als Nicht-Sport-Fan geschehen :-) Und eine Idee entstand in meinem Kopf:

Die Welt spielt Fußball in Brasilien und wir bieten unseren Tierbesitzern eine Wette für einen guten Zweck an. Alle Praxisbesucher dürfen tippen, wer Weltmeister 2014 wird. Sie spenden dafür pro Tipp € 1,- in in unsere „Tierärzte ohne Grenzen e.V.“-Sammelbox. Wir legen selbst pro Wette nochmal € 1,- drauf, und verdoppeln so die Spenden.

Am Ende ziehen wir aus allen richtigen Tipps die Gewinner. Wie üblich für unsere Sommer-Aktionen winken wieder Gutscheine, die dann in der Praxis eingelöst werden können. Diese Gutscheine sind selbstverständlich von uns gestiftet und gehen NICHT von den Spendeneinnahmen ab!

Die gesammelten Spenden gehen dann an die Organisation "Tierärzte ohne Grenzen e.V.". Viele unserer Besitzer kennen sie bereits von der jährlichen Aktion "Impfen für Afrika". Die dieses Jahr am 13. Mai stattfand. Das war dieses Jahr leider ein Flop bei uns, denn die Werbematerialien (Impferinnerungskarten und Hinweisposter) wurden leider erst Anfang Mai ausgeliefert, so dass wir dieses Jahr nur noch wenige Besitzer informieren konnten. So kam es, dass dieses Jahr nur traurige € 194,- an Spenden zusammenkamen. (Zur Erklärung, die Praxs spendet die Hälfte der Impfeinnahmen an diesem Tag an TOGEV.) Im Jahr zuvor waren es noch € 515,- gewesen. SCHADE!

Ich hoffe, dass wir jetzt durch die Sommeraktion, noch genug Geld zusammenbekommen um vielleicht auch dieses Jahr wieder die € 500,- zu knacken!

Wer sich gerne über die Organisation TOGEV informieren möchte, ist herzlich eingeladen den markierten Links zu den "Tierärzten ohne Grenzen" zu folgen.

Donnerstag, 5. Juni 2014

Vorbildliche Tierbesitzer

An dieser Stelle habe ich ja schon gelegentlich mal mein Unverständnis gegenüber manchen Tierbesitzern geäußert, die es mit der übernommenen Verantwortung für das Wohlergehen ihrer Tiere nicht so genau nehmen. Heute mal ein ganz anderes Beispiel: BESSER geht nicht!

Bildnachweis: lt. Wikipedia - gemeinfrei
Ich habe mal wieder Vertretungsdienst für unsere Dienstgemeinschaft aus acht Praxen. Das Telefon geht - es ist Sonntag, 11 Uhr 45. Ich spreche mit einem Anrufer aus Friedberg (also ca. 18 km von hier) und er berichtet, dass seine Familie zwei Tage verreist war und die drei Kaninchen von Nachbarn versorgt wurden. Jetzt fiel heute morgen nach der Rückkehr auf, dass eines der Tiere schlapp sei, liege und nicht hoppeln wolle und er auch nicht wisse, ob es gefressen habe.

Ich bitte ihn, umgehend mit dem Tier in die Praxis zu kommen. Er sagt, dass er am Car-Sharing teilnehme und erst noch ein Fahrzeug organisieren muss. Nach einigen Minuten ruft er zurück, es gebe erst um 14:00 Uhr ein Auto. Da die Beschreibung sich sehr ernst anhört und Kaninchen schonmal zu Aufgasungen mit plötzlichen Todesfällen neigen, bitte ich ihn, eine alternative Beförderung zu suchen und erkläre meine medizinischen Bedenken. Wenig später ruft er an, er habe zwar kein Auto aufgetrieben, aber jetzt ein Taxi bestellt und sei in 30 Minuten da.

Nach der Untersuchung und Behandlung fragt er, ob es bei uns in Wölfersheim auch Taxi-Unternehmen gebe, dann entfalle die Anfahrt aus Friedberg. Natürlich ... flugs suche ich die Nummer eines hiesigen Taxi-Unternehmers und der Herr wird mit Tochter und Kaninchen zügig wieder nach Hause gefahren. 

Das ist doch wirklich vorbildlich!!! Da hat der nette Herr jetzt nicht nur die Kosten der Behandlung, noch dazu mit Aufschlag im Bereitschaftsdienst, zu zahlen, sondern auch gleich noch zweimal Taxi. Wenn ich Ihnen jetzt noch erzähle, dass die Kaninchen eigentlich seiner minderjährigen Tochter gehören, umso beachtlicher. Immerhin hatten wir auch schon Eltern in der Praxis, die meinten, das ginge sie nichts an und sei allein Problem der Kinder und deren Portemonnaie. Das geht so natürlich nicht: Als Erziehungsberechtigte sind wir nicht nur für unsere Kinder selbst, sondern auch für das Wohlergehen von deren Haustieren verantwortlich.

Wenn ich daran denke, wie oft ich Menschen am Telefon habe, die mit weinerlicher Stimme bedauern, dass sie selbst kein Auto hätten und auch niemanden kennen, der sie fahren könne, staune ich nochmal. In diesen Situationen frage ich mich regelmäßg: "Haben diese Menschen keine Freunde? Oder kennen sie nichtmal Taxis?" Da lobe ich mir den Friedberger Kaninchenbesitzer um so mehr, da galt nur "watt mutt datt mutt"!

Respekt und Hut ab!!!

Zum Thema ungewöhnliche Beförderung gibt es noch mehr kleine Anekdoten:

Bei uns kommen gelegentlich  Besitzer mit dem Katzenkorb auf dem Fahrrad angefahren, da ihre Katze das Autofahren so furchtbar findet. Autos mit den Motorgeräuschen und dem Schaukeln sind vielen Katzen unheimlich und sie jaulen gottserbärmlich während der Fahrt. Das lässt sich so prima vermeiden, bietet sich aber eher für kurze Strecken an. Ein Besitzer hatte einen Transportkorb für seine Katzen, den man als Rucksack aufsetzen konnte. Er kam jahrelang entweder mit dem Bus oder auf dem Rennrad aus Wölfersheim zu uns gefahren. Inzwischen ist er verzogen, ob er das immer noch so handhabt?

Beim Hundetransport im Linienbus hat es aber auch Komplikationen gegeben. Als vor Jahren eine Dame ihren Chihuahua im Bus befördern wollte, bestand der Busfahrer auf einer Reisetasche bzw. einem Maulkorb für das Hundchen, beides hatte die Dame nicht dabei, also musste sie nochmal nach Hause und eine Transporttasche holen. Sie musste dann den nächsten Bus nehmen. Dem Fahrer war es dann sogar egal, ob der Hund in der Tasche saß, oder auf Ihrem Arm :-)