Dienstag, 26. Februar 2013

Rechts-Links-Schwäche


Schäferhund Fritz wird, von Herrchen und Frauchen begleitet, wegen Ohrenschmerzen in der Praxis vorgestellt. Ich untersuche beide Ohren und stelle auf der rechten Seite eine Entzündung des Gehörganges fest. Die linke Seite ist völlig normal. Rechts ist die Haut gerötet und geschwollen, und es gibt auch mehr Ohrschmalz. Ich reinige das Ohr und gebe anschließend ein Ohrmedikament in den Gehörgang. Die Besitzer bekommen das Medikament mit nach Hause, denn sie sollen zuhause, genau wie gezeigt, einmal täglich eine Dosis Medikament in das entzündete Ohr einbringen. Wir verabreden eine Kontrolle nach drei Tagen.

Wie war das noch mal? Rechts - Links?

krankes Ohr
Wieder sind beide Besitzer mit Fritz in die Praxis gekommen, Herrchen hält den Kopf, Frauchen schaut zu. Ich nehme das Otoskop und will das rechte Ohr kontrollieren, da ruft Frauchen. „Nein, nein, das ist das falsche Ohr, das andere Ohr ist das kranke!“ Ich wundere mich und untersuche erstmal weiter beide Ohren. Links ist wieder völlig normal, aber recht feucht, rechts ist immer noch stark entzündet, genau wie es auch in meiner Computerkartei vermerkt ist. Das sage ich dann den Besitzern, woraufhin Herrchen triumphiert: „Siehste, das habe ich Dir doch gleich gesagt. Aber auf mich willste ja nicht hören. Jetzt hast Du die ganze Zeit die Medizin ins falsche Ohr gemacht!“ ;-)

gesundes Ohr


Seither schreibe ich auf die Medikamentenflasche zur Sicherheit immer noch die zu behandelnde Seite dazu. Übrigens war das Ohr nach weiteren drei Tagen, in denen die richtige Seite behandelt wurde, auch rasch wieder okay.

Sonntag, 24. Februar 2013

Das 7. Gebot - wie erklär ich's meinem Hund?

Den Spruch von den diebischen Elstern kennt jeder, aber es gibt auch viele diebische Hunde. Das verstösst nun eindeutig gegen das 7. Gebot - Du sollst nicht stehlen. Nur: wie erklärt man das seinem Hund? Es wäre ja auch alles halb so wild, wenn da nicht oftmals des Leben des Hundes auf dem Spiel stünde. Wie, gleich die Todesstrafe? Nein, natürlich nicht, aber vieles, was man, äääh ... Hund so klaut, ist echt gefährlich für ihn. Es folgen ein paar Beispiel, wie immer aus dem echten Tierarztleben.

Bevor ich 2001 meine Praxis eröffnet habe, habe ich einige Jahre als angestellte Tierärztin in der Uni-Tierklinik gearbeitet. Da hatten wir damals einen Patienten, der wegen seiner Kleptomanie gleich dreimal bei uns behandelt werden musste. Jonathan hieß der Kerl, ein stattlicher Bursche mit Schäferhund- und Rottweilerblut in seinen Adern, und dem Gemüt eines Schoßhundes - ein echter Hundeschatz. Jonathan neigte aber dazu, alles was nicht niet- und nagelfest war, aus Mülleimern, von Komposthaufen und woher auch immer zu klauen und zu verschlingen. Zweimal schon hatte er dabei nicht nur Eßbares, sondern auch Fremdkörper erwischt. Durch intensive gemeinsame internistische und chirurgische Aktion hatten wir ihn beide Male wieder auf die Beine bekommen. Einmal hatte er Knochenreste gefressen, die sich im Enddarm verklemmt hatten und diesen regelrecht aufschlitzten, das war damals knapp gewesen. Leider waren aber die Schäden am Darm so groß, dass sich Narben bildeten. Die sind dann nicht so elastisch und manchmal neigen sie dazu, sich weiter zusammenzuziehen. Jonathan hatte deshalb eine Engstelle im Enddarm, durch die nur noch weicher Stuhl hindurchgelangen konnte. Die Besitzer hatten das gut im Griff und gaben entsprechende Diät. Nur 1/4 Jahr nach der letzten OP war er wieder da. Diesmal war es ein komplettes Rollbratennetz, das vor und in der Engstelle festklemmte. Eine weitere OP kam nicht in Frage und so versuchten wir in studenlanger Kleinarbeit endoskopisch das vermaledeite Netz aus dem Hund zu schaffen. Nachdem das größtenteils gelungen war, mussten wir leider feststellen, dass der darunterliegende Darm neue massive Schäden aufwies. Jonathan musste eingeschläfert werden. Wir waren alle sehr betroffen.

An den Fall musste ich nun wieder denken, denn auch bei mir in der Praxis habe ich eine Hündin, die einen echten Hang zum Diebstahl zeigt. Sugar heißt die junge Dame mit dem Hang zur Beschaffungskriminalität. Einmal war sie schon bei mir, nachdem sie einen kompletten Zwiebelkuchen, der zum Auskühlen auf dem Tisch stand, verschlungen hatte. Naja, das gibt doch höchstens Blähungen und Mundgeruch, denken Sie jetzt vielleicht. Leider ist dem nicht so! Zwiebeln enthalten einen Inhaltsstoff, der bei Hunden schwere Vergiftungssymptome bewirken kann: N-Propyl-Disulfid zerstört die roten Blutkörperchen, und das wird ganz schnell lebensgefährlich. Sugar war zum Glück auf frischer Tat ertappt worden und durch ein Brechmittel konnten wir den Zwiebelkuchen wieder herausbefördern, und das wars.

Zwiebel: enthält für Hunde giftiges N-Propyl-Disulfid
 Jetzt riefen die Besitzer wieder an, denn sie hatte Schokolade geklaut. Und? Tja, da hatte sie gleich wieder etwas für Hunde Giftiges erwischt: Kakao enthält Theobromin. Theobromin wirkt ähnlich wie Koffein, beim Hund aber ganz extrem, Herzrasen, Nervensymptome u.A. können bis zu Krampfanfällen und zum Herzstillstand führen. Dabei gilt: Je dunkler die Schoki, desto gefährlicher. Da wir nicht genau wussten, wie lange die Aufnahme der Schoki schon her war, wurde sie zur Überwachung in die Klinik eingewiesen. Dort wurde sie an den Tropf gehängt und mit Medikamenten versorgt. Sugar entwickelte tatsächlich leichte Vergiftungssymptome. Zum Glück nur leichte. Das ganze hat auch noch eine neue Dimension erreicht, seit ein paar Wochen gibt es nämlich noch einen zweiten Hund in der Familie, und raten sie mal! Ja, genau! Dieser ist gleich bei Sugar in die Lehre gegangen und durfte die Nacht mit in der Klinik verbringen. Für die Nerven und das Portemonnaie der Besitzer ist das langsam nicht mehr lustig.
Schoki: enthält für Hunde giftiges Theobromin
Wenn Sie sich informieren wollen, was es so alles Giftiges für Hunde in Haus und Garten gibt, kann ich Ihnen folgenden Link empfehlen. Wenn Ihr Hund etwas gefressen hat, und sie unsicher sind, macht das was, und wenn ja was, dann ist folgender wissenschaflticher Link der Züricher Uni super, auch für Laien!


Zum Schluß noch eine Mini-Geschichte zum Thema "Klauen". Wir haben in der Praxis einen Berner-Sennenhund, der es innerhalb seines ersten halben Lebensjahres (!) geschafft hat, zweimal Schotter zu fressen. Das sieht dann auf dem Röntgenbild aus, als wolle er die Titelrolle im Märchen vom "Wolf und den sieben Geißlein" spielen. Nach zwei OPs, die mit einem kürzeren Klinikaufenthalt verbunden waren, hat Herrchen jetzt einen Laster Teer bestellt und den Hof planiert. Seitdem ist RUHE! Manchmal kann die Lösung recht einfach sein :-)

Update:

So, 24. Februar 2013, 21:45 Uhr: Bereits wenige Stunden nach dem Einstellen des Posts haben mich schon DREI Anfragen erreicht, in denen sich Tierbesitzer darüber wunderten, dass Zwiebeln giftig sind. Das gilt übrigens auch für Knoblauch, das darin enthaltene Allicin wirkt ähnlich. Tja, an der Reaktion sehe ich, dass ich da ja wohl einen Nerv getroffen habe! In Ergänzung zu dem Link für Hunde möchte ich daher noch den zur Infobroschüre für Katzen nachreichen. Sie heisst "Unverträgliches und Giftiges für Katzen" und ist ebenfalls auf der Seite der Firma MSD zu finden. 

Samstag, 23. Februar 2013

"Wer bestellt - bezahlt!" oder "Wem sei Katz issen des?"

Neulich in der Praxis:

Ein Tierhalter kommt mit seiner seit 3 Jahren bei uns bekannten Katze in die Praxis und stellt sie wegen einer schlimmen Katzenschnupfensymptomatik vor. Felix leidet unter Fieber, eitrigem Nasen- und Augenausfluß, Rachenentzündung und schmerzhaften Schleimhautwunden (sog. Ulzera) im Maul. Nach der Untersuchung wird die Behandlung eingeleitet und ein Kontrolltermin vereinbart. Da der arme Kater aufgrund der Schmerzen im Maul nicht recht fressen kann, wird die Behandlung in Form von Spritzen erfolgen müssen. Am Ende fragt der Besitzer der Katze dann, wieviel das insgesamt so kosten könne. Eine erstmal berechtigte Frage, wenn da nicht der Nachsatz wäre. Eigentlich gehöre ihm die Katze ja gar nicht richtig! Wie ...? Sie sei ihm ja damals nur zugelaufen! Jaaaah, und ...? Und da wolle er jetzt höchstens € 30,- für de Behandlung selbst zahlen. Wenn es mehr koste wolle er den Rest vom Tierschutz zahlen lassen, oder die Katze dorthin zurückgeben! Aaaaaha ...!

Fakt ist, dass die Katze seinerzeit aus einer privaten Pflegestation eines Tierheimes entlaufen war und sich selbst einen neuen Besitzer gesucht hat. Durch die im Ohr vorhandene Tätowierung konnten wir das damals zuordnen und der neue Halter wurde sich auch schnell mit dem umgehend verständigten Tierheim einig. So kam Felix damals in neue Hände. Aber welche Logik steckt denn dahinter, wenn der jetzige Besitzer nach 3 Jahren der Meinung ist, er sei nicht für das Wohl der Katze verantwortlich?

Zugelaufen? Bloß nicht krank werden!
 Auch meine erste Katze in Kindertagen war uns zugelaufen. Meine Mutter hat damals überall nach Besitzern gefragt und es stellte sich heraus, dass niemand das Tier vermisste. Natürlich wurde sie auch beim Fundbüro gemeldet. Muffi durfte also erstmal bei uns einziehen, und sie blieb viele Jahre! Wir gingen mit ihr zum Tierarzt wo sie eine Karteikarte auf unseren Namen erhielt und auch ein nagelneues Impfbuch. Selbstverständlich übernahm meine Mutter damals alle Kosten für die Kastration, Wurmkuren, Impfungen und jegliche Behandlungen bis die Katze mit leider nur 11 Jahren wegen Nierenversagens eingeschläfert werden musste. Sie wäre nicht einmal im Traum auf die Idee gekommen, eine zugelaufene Katze sei das nicht wert. Oder dass jemand anderer verantwortlich für die Katze - primär ja wohl die Kosten - sei.

Der o.g. etwas merkwürdigen Auffassung von Tierhalterpflichten und -rechten begegne ich leider immer wieder mal in der Praxis und möchte dies zum Anlaß nehmen kurz etwas zum Recht zu schreiben:

Primär ist es so, dass jeder Mensch der ein Tier in seine Obhut nimmt für dessen Wohlergehen verantwortlich ist.              
                                                                     PUNKT - ohne wenn-und-aber! 

Das wird im Tierschutzgesetz geregelt, und gilt natürlich auch für Fundtiere. Der im Gesetz genannte Begriff "pflegen" beinhaltet auch die Pflege im Krankheitsfall. Wenn nun ein Mensch mit seinem Tier in die Praxis kommt gilt der alte Grundsatz "wer bestellt - bezahlt" - oder juristisch ausgedrückt es kommt ein sog. Behandlungsvertrag = Dienstvertrag gemäß des BGB zustande. Dabei ist es gleichgültig wer im Eigentum des Tieres ist, entscheidend für das zustande kommen des Vertrages ist der Überbringer des Tieres, dieser ist in der Pflicht. Bei Fundtieren gilt übrigens, dass man erst nach 6 Monaten - ab Bekanntgabe des Fundes - Eigentümer werden kann. Auch kann man sich ggf. herrenlose Tiere aneignen. In jedem Fall ist man als Tierhalter voll in der Pflicht des Tierschutzgesetzes. Eine Halterschaft für Sonnentage, die man dann an Regentagen auf die Tierheime abwälzen kann gibt es nicht. Das ist wie vorm Traualtar: "in guten - wie in schlechten Tagen" :-)


Sie fragen sich jetzt sicher, was ist aus dem armen Felix geworden? Nun den Kontrolltermin hat Herrchen leider platzen lassen. Wir können nur hoffen, dass das Tierheim tatsächlich aus Mitleid mit dem hilflosen Tier Gnade vor Recht ergehen ließ und sich des Katers angenommen hat. Oder dass die eine Dosis Antibiotikum und Schmerzmittel, die er erhalten hat, ihm schon genug geholfen hat.

Übrigens kann man in finanziellen Notlagen selbstverständlich Hilfe bei vielen Tierheimen und Tierschutzorganisationen bekommen. Fragen Sie dort ruhig nach!
DAFÜR muss sich niemand schämen!

§§§ Anm §§§: Ich bin natürlich kein Jurist! Ich bitte also darum, sich juristischen Rat bei einem Anwalt oder der entsprechenden Behörde (z.B. Veterinäramt) zu holen!
Ich übernehme keinerlei Haftung für etwaige Folgen.

Montag, 18. Februar 2013

Lebensmittelskandale (Pferdefleisch in der Lasagne) - Auswirkungen auf die Kleintierpraxis

Alle paar Jahre ein schöner Lebensmittelskandal, da kann einem als Verbraucher schon der Appetit vergehen! Man fragt sich, wo sind sie denn, die tollen Kontrollen der Behörden, und wo ist die firmeninterne Kontrolle der großen Unternehmen? Z.B. Edeka wirbt ja bewusst mit dem Slogan "Wir lieben Lebensmittel". Auch wir haben einen Edeka-Markt im Ort, die dortigen Angestellten und auch der Chef dort finden das auch nicht lustig.

Klar sind wir Verbraucher ein Stück weit selbst schuld: wir wollen es ja immer möglichst billig. Das ist aber keine Entschuldigung für Lug und Betrug! Wenn die Lasagne auch bei "gut&günstig" eben 50 Cent mehr kostet, aber dafür das drin ist, was auch drauf steht, dann wäre das ja auch okay, selbst für die Sparsamsten unter uns.

Regionale Vermarktung ist da sicher hilfreich, denn der nette Metzger um die Ecke wird mich nicht so schnell mit falschen Etiketten betrügen. Aber auch der Metzger bekommt natürlich Rohware geliefert, oder es werden Spezialitäten wie Serrano-Schinken, oder Italienische Mortadella, importiert. Das ist schon recht vertrackt.

ICH bin kein Lebensmittel!

Als Tierarzt habe ich da aber noch ganz andere Ängste, denn nach jedem Skandal schießen die Gesetzgeber übers Ziel hinaus und machen mir - wohlgemerkt als Kleintierpraktiker - die Arbeit schwerer. Schon heute darf ich legal kaum Medikamente an Kaninchen anwenden.

Leider lohnt es für die Pharmafirmen nicht, eigens für diese Tierart Medikamente zuzulassen. Jede Tierart und jede Indikation müssen eigens belegt und teuer bezahlt werden. Ich darf aber nur Medikamente anwenden, die für die jeweilige Tierart und für die Indikation (z.B. Schnupfen) zugelassen sind, und muss eine aufwändige Dokumentation betreiben. Also Pech, wenn ein Kaninchen krank wird? Nein, denn wenn der Tierbesitzer vorher eine Erklärung unterzeichnet, dass sein Kaninchen nicht zum Verzehr bestimmt ist, dann darf ich "umwidmen". Das gilt übrigens auch für Hunde, Katzen, Meerschweinchen usw. Das heißt: ich kann erstmal ein Medikament z.B. ein Antibiotikum geben, das für eine andere Indikation bei der Tierart zugelassen ist. Wenn es das nicht gibt, dann darf ich ein Tiermedikament verwenden, das für eine andere Tierart zugelassen ist. Bei Schlachtkaninchen geht das nicht so einfach. Da bleibt in dem Fall, dass es kein zugelassenes Medikament gibt, oft der sog. "Therapienotstand" bestehen, die Tiere haben dann wirklich gelitten, bzw. sie werden geschlachtet.

Für die "lebensmittelliefernden Tiere" muss auch genau Buch geführt werden, wieviel Medikament gegeben wurde und wie lange die sog. "Wartezeit" beträgt, das nennt sich dann "Arzneimittel-Anwendungs- und Abgabebeleg", auch muss der Besitzer parallel dazu noch ein "Bestandsbuch" führen. Die Wartezeit ist die Zeit, innerhalb der das Tier nicht geschlachtet werden darf, da mit Rückständen des Medikamentes im Fleisch zu rechnen ist. Das hat bei dem Pferdefleisch in der Lasagne wohl auch nicht so geklappt, oder wie kommt das Phenylbutazon (ein Schmerzmittel) sonst hinein?

Wenn bereits solche banalen Dinge nicht klappen, dann will ich gar nicht wissen, wie die Pferde denn wohl transportiert und geschlachtet wurden. Wenn schon keine Skrupel bezüglich der Deklaration der Lebensmittel bestehen, dann vermutlich auch nicht bezüglich des Tierschutzes im Umgang mit den Schlachttieren.

Die allesamt aus dem Bereich der Lebensmitteltiere herkommenden Gesetze schaffen oft eine ganz schön blöde Situation für mich. Denn nahezu alle meine Kaninchen-Patienten sind Heimtiere, bei denen niemand auch nur im Traum daran denken würde, sie zu schlachten und zu essen. Ich muss jetzt aber nach dem Willen des Gesetzgebers jedesmal einen Kurzvortrag über das Tierarzneimittelgesetz halten, ein Formular ausfüllen und das dann unterzeichnen lassen.

Da ist das Vertrauen vieler Besitzer schonmal nachhaltig gestört, denn wer will schon hören, dass Hoppel eigentlich ja ein Lebensmittel ist? Da denkt mancher, ich wäre so eine Art Metzger. Wenn, wie so oft, Kinder dabei sind, fällt es mir besonders schwer, dieses Thema anzusprechen. Muss ich die Kinder schocken? Das ist in meinen Augen einfach gesetzgeberischer Murks. Ich denke, wir brauchen keine neuen Gesetze, sondern eine Überwachung und strengere Anwendung der bestehenden.

Heute zum Frühstück lese ich auf dem Titelblatt der Wetterauer Zeitung (18.02.2013), dass schon 2011 ein Mitarbeiter der Lebensmittelaufsicht in England die Behörden informiert hat, dass da was faul ist in Sachen Pferdefleisch. Eigentlich ohne Worte oder doch eines - SUPER :-( Das hat ja toll geklappt mit der Lebensmittelkontrolle.

Samstag, 16. Februar 2013

Unsere Fische sind tot! ALLE!

Wie? ALLE Fische sind tot? Wie denn das, werden Sie sich fragen?

Nun ... ein ausgehungerter Fischreiher hat sie alle aus dem Gartenteich geholt und getötet. Die ganze Familie ist sehr traurig. Der Teich ist leer und tot. Gerade erst war der Frost verschwunden und der Teich wieder aufgetaut. Mein Mann hat das verfressene Tier offenbar noch gestört. Als er nämlich in den Garten kam, ist der große Fischräuber schnell weggeflogen. Dort lagen noch ein paar tote Fische im Gras, die mein Mann dann leider nur noch einsammeln konnte. Interessant und ein wenig unerklärlich für uns ist, dass er etliche Fische ins Gras geworfen hat, denn eigentlich fressen die Reiher ihre Beute ja gleich auf.

Fischsuppe im Gartenteich
Bild aus glücklichen Tagen:
unsere Fische im Gartenteich
Besonders schlimm für uns ist, dass unser großer dicker Goldfisch auch tot ist. Unser dicker Liebling wohnte nämlich schon in unserem Garten, bevor wir dort hingezogen sind. 1998 haben wir die Hofreite gekauft, und da gab es in dem recht verwahrlosten und verwilderten Garten einen kleinen Teich mit ein paar wenigen kleinen Goldfischen. Inzwischen haben wir nicht nur den Garten ausgemistet und neu angelegt, sondern auch den Teich schon zweimal umgebaut und dabei wesentlich vergrößert. Unsere Fische wurden jedesmal liebevoll in ein Becken umgesetzt und dürften dann das neue größere Domizil beziehen. Natürlich gibt es durch Katzen und andere Jäger immer mal etwas Schwund, aber auch Nachwuchs schlüpfte in unserem Teich.

Unser dicker Goldi war nun der letzte der alten Garde. Auch unsere vor zwei Jahren neu gekauften, niedlichen kleinen Shubunkins sind weg. Dabei haben sich die kunterbunten Fischchen so gut mit unseren einfachen Goldies verstanden und sie waren auch schon gewaltig gewachsen.

Sie denken jetzt vielleicht: "So ist sie nunmal, die Natur ... manche fressen und manche werden gefressen". Da haben Sie natürlich recht, aber traurig sind wir trotzdem :-(

Freitag, 15. Februar 2013

Typisch? Frau spricht und Mann hört nicht zu ;-)


Frauen behaupten ja immer wieder, dass Männer nicht richtig zuhören und es sind auch schon ganze Bücher darüber geschrieben worden, warum Männer und Frauen sich nicht so richtig verstehen. Ein besonders nettes Exemplar habe ich übrigens vor Jahren mal gelesen. Dass an dieser plakativen These etwas Wahres dran ist belegt ein schönes Beispiel, das wir in der Praxis erlebt haben:

Herrchen kommt mit seinem Labrador-Mix zu uns in die Praxis und berichtet, Frauchen habe ihn geschickt, denn Konni habe eine abgerissene Zehe! Das klingt ja schonmal sehr dramatisch. Eine Blutlache ist aber erstmal nicht zu sehen, und Konni läuft auch fröhlich auf allen vier Pfoten herein, wedelt wie gewohnt freundlich und verlangt sein Leckerchen. Nun ja, das sind wir durchaus gewöhnt, denn hinter der dramatischen Formulierung verbirgt sich meist nur eine ein- oder abgerissene Kralle, also der Zehennagel. Das kann auch erstmal ganz schön doll bluten und weh tut es natürlich auch. Herrchen meint dann noch, er selbst könne aber gar nichts sehen. Aha! Er wisse also auch nicht, welche der vier Pfoten betroffen sei? Hmmh! Wir setzen gemeinsam den Hund auf den Untersuchungstisch und dann fange ich an zu suchen: Vorne rechts - fünf gesunde Zehen, hinten rechts - vier gesunde Zehen, hinten links - vier gesunde Zehen, vorne links - fünf gesunde Zehen. Nirgends kann ich etwas Unnormales entdecken. Komisch! Das Ganze nochmal. Irgendwo muss doch was sein! Frauchen hat ja schließlich etwas gesehen. Bin ich vielleicht überrraschend mit einer ganz akuten Fehlsichtigkeit geschlagen? Mysteriös! Nach einer Weile gebe ich auf. Wir besprechen, dass Herrchen sich zuhause die verletzte Zehe zeigen lässt und sich dann wieder meldet.

Kann gefährlich für die Zähne werden - Labrador Retriever beim Apportieren
Bild aus Wikipedia, 4. April 2007, Nikolas Becker, Lizenz: GFDL


Am nächsten Tag schon ist Herrchen wieder da. Er lacht schon beim Hereinkommen. Es sei ihm furchtbar peinlich, er habe sich schlicht verhört. Frauchen hatte bemerkt, dass ein Zahn abgebrochen war, und ihren Mann beauftragt, uns diesen zu zeigen. Der verletzte Zahn ließ sich dann auch umgehend finden. Am großen Eckzahn (Caninus) rechts im Unterkiefer war ein Teil abgebrochen. Das kann schnell mal beim Apportieren von Stöckchen oder Spielzeug  oder auch bei denjenigen Hunden, die gerne Steine herumtragen, passieren. Zum Glück war jedoch nur die oberste Spitze abgebrochen, ohne dass die empfindliche Zahnhöhle eröffnet war. So musste keine Zahnoperation vorgenommen werden und Konni durfte mit etwas Calciumgel auf der Bruchstelle - und selbstverständlich einem Leckerchen im Magen - wieder nach Hause gehen. Unser nur aus Frauen bestehendes Team hat vorher aber nochmal herzlich mit Herrchen gelacht, die Geschichte wird keiner von uns so schnell vergessen.  ;-)

Sonntag, 10. Februar 2013

Was ist eigentlich artgerecht?



Manchmal bin ich schon erstaunt, wie engstirnig manche Tierschützer sind. Selbstverständlich muss es das Ziel sein, die Haltung gerade von in Käfigen gehaltenen Tieren so artgerecht wie möglich zu gestalten. Man kann es aber auch übertreiben. So geschehen vor wenigen Wochen.

Hier die ganze Geschichte:

Hubert ist tot! Hubert ist ein Zwergkaninchen, das ursprünglich zusammen mit seinem Bruder Daniel bei einem netten Ehepaar wohnte. Hubert hat seinen Bruder überlebt, und da er damals schon recht alt war, und auch ein wenig unleidlich anderen Kaninchen gegenüber, verbrachte er seinen Lebensabend alleine. Hubert wurde nun schwer krank und musste im Alter von 12 Jahren eingeschläfert werden. Das nette Ehepaar, das seit nunmehr acht Jahren nicht nur mit seinen Kaninchen, sondern auch mit seinen Hunden regelmäßig zu mir in die Praxis kommt, wollte nun gerne zwei neue Kaninchen bei sich aufnehmen. Die beiden sind mir als sehr gewissenhafte und stets um das Wohl ihrer Tiere besorgte Tierhalter bekannt. Da beide sehr tierlieb sind, und auch schon der jüngste Hund des Ehepaares ein „Tierheimtier“ ist, wollten sie gerne Tierheimkaninchen eine neue Heimat geben.
  

Tja, diese Rechnung hatten sie ohne die dortigen Tierschützer gemacht. Sie würden den Tieren nämlich keine artgerechte Haltung bieten! Nanu, was stimmte denn da nicht? Die Kaninchen sollten in einem wunderschönen selbstgebauten 1,8 m² großen Wohnungskäfig leben, der zwei Etagen hat. Auch in der Wohnung sollte noch regelmäßig Auslauf erfolgen. Wir reden wohlgemerkt von Zwergkaninchen und nicht von Deutschen Riesen Kaninchen, die größer als Katzen sind. Das Ehepaar war traurig und entsetzt, ausgerechnet SIE sollten Tiere nicht artgerecht halten? Zum Glück fassten sie sich rasch und Kleintierzüchter haben da auch offenbar weniger Skrupel. Sie haben jetzt zwei herzallerliebste Zwergkaninchen, die nicht so hundertprozentig den gewünschen Rassestandard halten konnten und beim Züchter im Kochtopf landen sollten. So bekam die Geschichte doch noch ein Happy-End. Nur die Kaninchen im Tierheim sitzen weiter dort und müssen warten, bis ihnen jemand die „perfekte“ Unterkunft bieten kann

Fritz + Frieda in ihrem neuen Zuhause
Grund genug, um sich mal  zu fragen, was ist "artgerechte Haltung" von Kaninchen überhaupt?

Da blicken wir doch zuerst mal zu den Wildkaninchen! Die leben in Familiengruppen, die ein weitläufiges Revier durchstreifen und den ganzen Tag Gräser und Kräuter fressen. Bei Gefahr und zum Schlafen verstecken sie sich in ihren unterirdischen Bauten, wo sie auch ihre Babys zur Welt bringen. Das ist natürlich 100%ig artgerecht, aber das kann kaum ein Mensch den Heimkaninchen bieten. Und wenn doch, hat es den Nachteil, dass die Tiere schwer zu kontrollieren sind. Ich kenne solche Haltungen, in denen tote oder sehr kranke Kaninchen z.T. nach Tagen erstmal ausgegraben werden mussten. Auch droht den Kaninchen dort immer die Gefahr, durch Katzen oder Marder angegriffen und gar gerissen zu werden. Medizinisch und auch tierschützerisch gesehen auch nicht so toll.

Dann gibt es die Variante in Freigehegen mit Schutzhäusern und einem aus- und einbruchsicheren Zaun, wie unten auf dem Bild. Tja, und schließlich die o.g. Haltung in Zimmerkäfigen. Da sind ja meist diese Plastikschalen mit Gitteraufsatz aus dem Zoohandel üblich. Die sind in der Tat etwas klein und darin kann sich ein Kaninchen auch nie mal die „Beine vertreten“.  Es gibt aber auch viele Halter, die aus mehreren handlesüblichen Käfigen, oder liebevoll und mit viel tierischem Sachverstand selbst gebaute Käfiglandschaften in ihre Wohnzimmer integriert haben.

Artgerechte Kaninchenhaltung im Freilandkäfig
Es gibt also viele Varianten, Kaninchen oder Meerschweinchen unterzubringen. Was gibt Tierschützern nun aber das Recht, die „optimale“ Haltung oder, sagen wir es mal in Schulnoten, die "sehr gute" Haltung mit der Note eins zwingend zu fordern? Tut es nicht auch die "gute" Haltung mit der Note zwei, und vielleicht auch noch die "befriedigende" mit der Note drei? Die alte "Hasenkiste" unserer Väter oder den modernen Industrie-Plastik-Käfig muss man nicht akzeptieren, die halte ich auch für ein "No-Go" oder in Schulnoten ausgedrückt "ungenügend".
Neues Zuhause der Zwergkaninchen Fritz + Frieda
Aber meiner Meinung nach sollten sich zwei kleine Kaninchen, wie Fritz und Frieda, in dem oben beschriebenen Käfig bei dem netten Ehepaar locker wohlfühlen können. Die beiden haben mir netterweise sogar erlaubt Ihnen ein Bild des Kaninchen-Domizils zu zeigen, urteilen Sie also selbst. Auch wir Menschen leben oft genug in Wohnsilos und nicht in einem schicken Haus mit Garten, ohne seelischen oder körperlichen Schaden zu nehmen.
Meine Vorstellungen von einer ar(z)tgerechten Heimtierhaltung von Kaninchen und Meerschweinchen habe ich vor einigen Jahren mal zusammengefasst und als Infoblatt für meine Heimtierhalter in der Praxis ausgelegt und auch auf der Praxis-Homepage veröffentlicht. Wenn Sie möchten, schauen Sie dort mal rein. Dort finden Sie auch Infos zur Ernährung. Da liegt nämlich ein ganz häufiges Problem!

Kaum ein Futterhersteller und auch kaum ein Heimtierhalter weiß nämlich, dass Meerschweinchen und Kaninchen gar keine Körnerfresser, sondern Kräuterfresser sind. Das heißt, sie fressen in freier Wildbahn fast ausschließlich Kräuter und Gräser sowie dürres Gras (Heu). Die Mais-, Hafer-, Weizen- oder sonstigen Körner und Backwaren in den häufig verkauften Mischfuttern fressen sie zwar, die sind aber auf Dauer sehr ungesund, und eher zur schnellen Mast geeignet. Aber wer will seine Kaninchen schon fett füttern und essen? Meine Tierbesitzer wollen das in der Regel nicht. Sie wollen, dass sie möglichst gesund sind und bei ihnen alt werden. Am Liebsten so alt wie Hubert, der es in seinem angeblich "nicht artgerechten" Heim auf stolze 12 gesunde Jahre brachte.

Freitag, 8. Februar 2013

Klingeling


Haben Sie auch eine intelligente Katze? Ich ja!

Auf meinem Schreibtisch steht so ein wunderbarer Kalender von Simon’s Cat. Da gab es beim 5. und 6. Februar einen zweiteiligen Comic, wo der Kater an einem Windspiel klingelt und daraufhin die Nachbarin ihr Strickzeug beiseite legt, um ihm das Fenster zu öffnen. Sie stellt ihm einen riesig vollen Napf mit Futter auf die Fensterbank, was der Kater huldvoll zur Kenntnis nimmt.

Meine TFA meinte, das sei ja etwas unrealistisch, dass eine Katze eine Klingel betätigt.

Ha, von wegen! Mein Kater Findus kann das auch!

Auf dem Bild sehen Sie die Glocke an der Haustür meiner Mutter, die nebenan wohnt. Wenn mein Kater Findus nun gerne mal schauen möchte, ob sie vielleicht da ist und was zu futtern für ihn hat, dann setzt er sich auf die Hinterbeine, reckt sich nach dem Kordel, hakt seine Krallen ein und zieht. Die Glocke läutet und meine Mutter weiß ---- ah, der Kater ist da. Wohl erzogen, wie sie nunmal ist, öffnet sie die Tür und der Kater kommt hereinstolziert. Das hat er sich ganz alleine beigebracht.
Kater Findus kann klingeln

Übrigens beherrscht den Trick keine unserer anderen Katzen. Die sind auf Findus' Dienste angewiesen, wenn sie hereinwollen.

Oder sie springen mit roher Gewalt an der Tür hoch, krallen sich an der Fensterleiste fest und schauen durch das Glas, ob sie nicht jemand sieht ;-)

Warum ein Blog?


Hallo liebe Tierfreunde,

Sie gestatten diese etwas vertrauliche Anrede, doch ich gehe fest davon aus, dass Sie ein Tierfreund sind, denn sonst hätten Sie sicher kein Interesse am Blog einer Tierärztin ;-)

Mein Westie Jockel und ich
Warum schreibe ich einen Blog? Nun, das liegt schlicht daran, dass mir immer wieder interessante Dinge begegnen, die ich einfach weitererzählen muss. Meine Familie, meine Freunde, Verwandten und Bekannten winken inzwischen ab und da ist so ein Blog ein dankbarer Empfänger für meine verschiedensten Erlebnisse. Diese sind manchmal lustig, oder skurril, manchmal aber auch ernst oder sogar traurig. Zwangsläufig gesellt sich auch der eine oder andere tiermedizinische Tipp dazu. Denn in der Praxis erlebe ich oft, dass Dinge, die mir oder meinen Kollegen klar wie Kloßbrühe sind, bei medizinischen Laien doch eher auf Unverständnis stoßen, oder man denkt schlicht nicht daran.

Lassen Sie sich also überraschen, was in meiner Kleintierpraxis so alles passiert. Natürlich sind alle Beschreibungen anonymisiert. Alle Namen und sonstigen Daten wurden verändert.

Mit tierischen Grüßen aus Berstadt,
das liegt in der goldenen Wetterau, mitten im Herzen der hessischen Natur
Astrid Möller-Seeling