Donnerstag, 28. März 2013

Das manchmal schmutzige Geschäft mit der Ware Hund!

Immer wieder berichten uns frisch gebackene Welpenbesitzer von merkwürdigen Umständen, unter denen sie ihren Hund bekommen haben. Außerdem haben wir auch immer wieder mal Welpen hier, die augenscheinlich krank sind, oder die, kaum im neuen Zuhause angekommen, Durchfall und manchmal auch noch Erbrechen entwickeln. Häufig finden wir dann eine wahre Mixtur von verschiedenen Erregern.

Spulwürmer aus dem Erbrochenen eines Welpen
Unlängst hatte ein 8 Wochen alter Welpe massenhaft Hakenwürmer und auch noch Giardien (auch für Menschen gefährliche Amöbenart). Das lässt auf sehr schlechte hygienische Zustände schließen. Sein Darm war so stark geschädigt, dass das Hundchen leider trotz Behandlung gestorben ist. Bei einem anderen Welpen mit Durchfall fanden sich neben Darmparasiten wie Spulwürmern und Giardien auch noch Bakerien wie Salmonellen, Yersinien und Campylobacter. Diesem Hund geht es inzwischen wieder gut. Beide Hunde wurden angeblich bei seriösen Züchtern gekauft. Merkwürdig ist aber, dass bei dem letztgenannten Welpen der Hobbyzüchter, der angeblich nur eine Hündin besitzt, und nur noch diesen einen Welpen hätte, die Woche darauf neue Welpen inserierte. Bei einem Testanruf eines Bekannten verstrickte sich der "Züchter" in Widersprüche.

Im letzten Jahr hatten wir einen Welpen auf dem Tisch, bei dem die Besitzerin sich über den Züchter gewundert hatte und dann feststellen musste, dass sie einem bekannten unseriösen Händler aufgesessen war. Der Hund war als Welpe aus einer "Hobbyzucht" im Internet inseriert. Die Dame fand dann aber heraus, dass der Züchter in mehreren Foren mit verschiedenen Telefonnummern und mit mind. drei verschiedenen Namen agiert! Er hatte damals insgesamt sechs verschiedene Rassen im Angebot. Das findet man aber nur heraus, wenn man die Namen und Telefonnummern sowie die Bilder vergleicht, da es da wie bei einem Puzzle immer ein paar zusammen passende gibt. So aufgeschreckt fand sie dann in Diskussionsforen Beiträge von Besitzern, deren Hunde z.T. direkt nach dem Kauf krank wurden, und manche sogar an Staupe starben. Sogar einen Fernsehbericht über die Machenschaften des dubiosen Herren und seiner Lebensgefährtin fand sie: siehe TV-Bericht des WDR auf Youtube

Bereits seit Jahren haben wir immer wieder völlig verwurmte Welpen eines bestimmten Wetterauer Hunde-Händlers auf dem Tisch. Dieser Händler entwurmt einmal, impft die Welpen und dann geht es ab. Nur leider reicht einmal Entwurmen i.d.R. nicht, da z.B. die häufig vorkommenden Spulwürmer sich aus Larvenstadien entwickeln, die die Wurmkur nicht erwischt, sondern nur die erwachsenen Würmer. Es sollte also idealerweise nach einer Empfehlung der ESCCAP ab einem Alter von 2 Wochen 14-tägig entwurmt werden. Super wäre, wenn außerdem die Hündin bereits gegen Ende der Trächtigkeit eine Wurmkur erhalten hätte! Dieser Händler ist übrigens auch dem Veterinäramt bekannt und wird überwacht. Nur ist das Handeln mit Hunden ja nicht verboten. Das heißt, man darf Hunde kaufen und weiterverkaufen. Der Markt bestimmt die Preise.

Schlimm in dem Zusammenhang ist auch, dass viele Welpen im Ausland auf Hinterhöfen und in Bretterverschlägen geboren werden, und dann mit u.U. „geschönten“ Papieren nach Deutschland importiert werden. Oder einfach – dank Schengen-Abkommen – im Kofferraum, und dann werden sie vielleicht sogar als in Deutschland geborene Hunde verkauft. Diesen Verdacht hatten wir bei einer Hündin, die angeblich aus Bayern stammte und mit 8 Wochen hier bei dem o.g. Händler gekauft wurde. Bei ihr ist nämlich mit 4 Jahren eine Leishmaniose ausgebrochen, und da ist es wahrscheinlicher, dass sie diese Mittelmeererkankung von ihrem Geburtsort mitgebracht hat, als dass sie sie hier erworben hätte. Es fragt sich, ob der Händler denn überhaupt weiß, woher seine Hunde stammen? Vielleicht gibt es ja noch Zwischenhändler? Die Hunde können ja nicht erzählen, durch wieviele Hände sie gelaufen sind.
So wünscht man es sich: kerngesunder Welpe und glückliche Kinderaugen




Nur: wie erkenne ich einen seriösen Züchter, bzw. Hobbyzüchter? Achten sie erstmal darauf: Wie sieht es bei dem Züchter aus? Ist die Mutterhündin da? Gibt es ein Impfbuch für den Hund? Hat der Hund schon Wurmkuren bekommen, wenn ja: wieviele?

Näheres hat die Tierschutzbeauftragte des Landes Hessen zusammengestellt.







Leider wird das immer schwieriger, denn auch die Händler haben inzwischen bemerkt, dass viele Tierschutzorganisationen, staatliche Einrichtungen (wie die oben zitierte Landestierschutzbeauftragte und die Veterinärämter) und auch Tierärzteverbände gegen sie mobil machen und die Bevölkerung aufklären.

So wird gelogen und betrogen, was das Zeug hält:

  • Zum Teil werden irgendwelche Hündinnen der Rasse als Alibi-Mutter vorgezeigt, die haben aber gar kein angebildetes Gesäuge!
  • Auch gibt es rührende Geschichten von gestorbenen und mit der Flasche aufgezogenen Welpen.
  • Die Hündin mag es nicht, wenn die Welpen angeschaut werden und wurde deshalb Gassi geschickt.
  • Aus organisatorischen Gründen können Sie den Hund nicht beim Züchter selbst abholen, sondern sollen sich mit ihm auf einem Parkplatz treffen ...

Sie können auch einfach mal den Begriff „Hundehandel“googeln, sie werden staunen, was Sie da alles finden. Auch auf Youtube Stichwort "Hundehandel" gibt es viele z.T. sehr erschreckende Videos, z.B. von Tasso und aus Fernsehberichten, zu diesem Thema anzuschauen.

Jetzt denken Sie vielleicht: ach, das ist aber alles schlimm, ich würde aber trotzdem - oder gerade deshalb - den armen kleinen Hund aus den Fängen dieser Händler retten wollen. Das ist nur leider insofern falsch, als für jeden verkauften Hund mindestens einer nachgezogen wird, der dann wieder im Schlamassel sitzt. Das ganze ist z.T. regelrecht mafia-artig organisiert. Da gibt es ein Netz von Erzeugern, Transporteuren und Anbietern, die alle an den Hundchen ihr Geschäft machen. Seien Sie besonders bei Hunderassen vorsichtig, die gerade „modern“ sind. Das sind derzeit z.B. Möpse, Französische und Englische Bulldoggen, Chihuahuas und andere Zwergrassen. Diese Machenschaften lassen sich auf Dauer nur bekämpfen, wenn die Händler keinen Markt mehr haben.

Hobbyzucht mit Familienanschluß

Informieren Sie sich ggf. bei Zuchtverbänden über den Züchter. Natürlich ist kein Züchter verpflichtet, einem Zuchtverband beizutreten, und wenn Sie keinen Wert auf Papiere legen, tut es ja auch ein Welpe aus Hobbyzucht. Seien Sie dann aber besonders vorsichtig, da hier die schwarzen Schafe häufiger unterwegs sind. Vorsicht gerade bei vermeintlichen Schnäppchen!

Wenn Sie merkwürdige Umstände beobachten, zeigen Sie diese unbedingt beim Veterinäramt an. Die Ämter sind auf Kreisebene eingerichtet  (z.B. bei uns in der Wetterau sitzt das Veterinäramt in der Mainzer-Tor-Anlage in Friedberg) und gehen Hinweisen nach. Wenn tatsächlich Verstösse gegen das Tierschutzgesetz vorliegen, werden diese verfolgt werden, notfalls mit Hilfe der Polizei.


So, und nur so, können Sie den Welpen und ihren Müttern besser helfen als mit dem Kauf eines der armen Wichte.

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