Freitag, 26. April 2013

Vorsicht Giftig

Neulich höre ich morgens im Radio, dass es einen Giftunfall in der Landwirtschaft gegeben hat. Offenbar hatte Landwirt A sein Rapsfeld, wie derzeit üblich, mit Pestiziden gespritzt. Der Wind hat dann einen großen Teil des Spritznebels weitergetragen und in der Nähe eine Schafherde, die sich offenbar sogar innerhalb einer Scheune befand, getroffen. Dort sind dann wohl zwei Lämmer gestorben und einige Schafe umgefallen  Landwirt B, dem diese Schafe gehören, hat dann wohl gleich kombiniert, und auf Anraten seines Tierarztes versucht, die Schafe abzubaden. Dabei hat er sich selbst auch vergiftet und musste wegen Übelkeit ins Krankenhaus eingeliefert werden. Auch Rettungskräfte bzw. Polizisten mussten wohl noch im Krankenhaus behandelt werden. [Update 24.04.: die Wetterauer Zeitung berichtet heute, dass laut Sektion der Tod der Tiere nicht im Zusammenhang mit dem Spritzmittel (gegen Pilze) stand, über die Atemprobleme wurde nicht mehr berichtet].

Eine verrückte Geschichte: es fragt sich, was da wohl genau gespritzt wurde, und in welcher Konzentration? Nun ja, Grund genug für mich, Ihnen heute mal von meinen tierärztlichen Erfahrungen mit Pestiziden und anderen Spritzmitteln zu berichten. Im Moment ein sehr wichtiges Thema, denn nicht nur die Pflanzen sind, dank des wunderbaren Frühlingswetters, endlich aus dem Winterschlaf erwacht, auch die Insekten, und Schadpilze sind wieder da, und da will der Landwirt oder Kleingärtner verständlicherweise sein wertvolles Ackergut bzw. sein Gartengemüse und seine Zierflanzen schützen: Also ... greift er zur Chemiekeule und spritzt!

Vor ein paar Jahren hatten wir einen schlimmen Fall von Vergiftungen bei einer Familie, die ihre Kaninchen mit frischem Grün vom Ackerrand gefüttert hatte. Drei Jungtiere hatten damals einige Stunden, nachdem sie das Grünfutter bekommen hatten, Schocksymptome und zentralnervöse Ausfälle. Unser Verdacht ging in Richtung Pestizidvergiftung. Zwei davon sind trotz Behandlung verstorben. Später stellte sich dann auch tatsächlich heraus, dass dort gerade das Feld gespritzt worden war. Tragisch!

frisches Grün vom Ackerrand - hoffentlich ungespritzt
Ein anderes Mal hatten wir eine Katze zu behandeln, die mit schwerer Gelbsucht und ebenfalls Schocksymptomen vorgestellt wurde. Die Katze war drei Tage lang nicht zuhause gewesen und ein Nachbar hatte beobachtet, dass sie davor bei einem Landwirt in der Nachbarschaft herumgelaufen war, der gerade seine Spritze mit Wasser gereinigt hatte. Ob die Katze vielleicht aus einer Pfütze unter dem Gerät getrunken hat, oder ob sie nur ihr Fell geputzt hatte, das verunreinigt war, wissen wir nicht. Durch intravenöse Dauertropfinfusionen und einige Tage Intensivtherapie konnten wir den Kater retten. Er hatte Glück und keine Dauerschäden davongetragen.

Anders als eine 5-jährige Labrador-Hündin, die beim Gassigehen Pflanzenschutzmittel aufgenommen hatte, ob versehentlich oder als Giftköder war leider nicht zu klären. Sie wurde über 2 Wochen in der Klinik auf Intensivstation behandelt, und hatte eine Dauerschädigung der Nieren erlitten. Nach nur zwei Jahren hatten sich die Nierenwerte der Hündin dann trotz Nierendiät und regelmäßiger Kontrollen so verschlechtert, dass sie schwer erkrankte und eingeschläfert werden musste.

Ich möchte Sie also warnen. Lassen Sie ihren Hund nicht durch Äcker laufen, beim Hecheln kann er erhebliche Giftmengen aufnehmen! Lassen Sie ihn auch nicht das frische Grün futtern. Seien Sie vorsichtig, wenn Sie Grünes für Ihre Meeris oder Kaninchen pflücken!

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